Trigger & Flashback... zurück in die Vergangenheit

Durch einen sogenannten "Trigger" (Auslöser oder Schlüsselreiz), kann ein sogenannter "Flashback" (plötzliches, intensives Wiedererleben eines vergangenen Erlebnisses oder früherer Gefühlszustände) ausgelöst werden, welcher so stark sein kann, dass die Person unfähig ist, eine Erinnerung als diese zu erkennen und erlebt sie förmlich als aktuelles Ereignis, insbesondere bei einem posttraumatischen Belastungssyndrom, einer Zwangserkrankung oder Angststörung.

Im psychologischen Sinn sind Trigger Sinneseindrücke, Signale und Reize. Sie sind überall. Menschen, Worte, Gespräche, Geräusche, Farben, Bewegungen, Blicke, Bilder, Orte. Auch Mimik, Gestik, Verhalten, Namen, Situationen, Töne, Klänge, Stimmlagen, Konflikte können Trigger sein, oder der Jahrestag des Erlebten. Sie stehen im Zusammenhang mit erlebten Gefahrensituationen, seelischen oder körperlichen Missbrauch.
Vermeidungsverhalten, um einem möglichen Trigger vorzubeugen, aus Angst vor Flashbacks, kann zu einem Spießrutenlauf werden. Nicht selten isolieren wir uns deshalb, vermeiden die einfachsten Situationen wie die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, Menschenmassen oder soziale Kontakte. Oft erst mit fortschreitender Therapie gelingt es, sich den Situationen zu stellen. Trotzdem "müssen" wir lernen, dass Trigger „nur“ Erinnerungen an das Trauma auslösen. Objektiv betrachtet sind diese Situationen ungefährlich.

Doch, bevor sich Betroffene mit dem Trauma therapeutisch auseinandersetzen, führen Trigger meist zu Flashbacks. Wir erleben das traumatische Ereignis in vielen detaillierten Einzelheiten wieder, in Form von Gedanken, Bildern, Emotionen und Wahrnehmungen, als wären wir wieder in dieser Situation. Die Flashbacks können uns überwältigen, und ein Ausblenden der Erinnerung ist häufig nicht ohne weiteres möglich. Manchmal bemerken wir nicht einmal, dass es sich "nur" um eine Erinnerung handelt. Wir werden handlungsunfähig und stecken erneut in dem Trauma fest.

Eine Erinnerung zu "vergessen" ist unter normalen Umständen unmöglich, kann also nur durch Verdrängen erreicht werden. Verdrängtes bleibt aber unterschwellig aktiv und kommt irgendwann geballt wieder ans Licht.
Helfen kann uns hier nur eine Traumatherapie, in der wir die Situationen aufarbeiten, Strategien entwickeln, diese eben nur als Erinnerung wahrzunehmen. Die Flashbacks würden mehr und mehr ausbleiben, da ein emotionales Wiedererleben geblockt wird. Aber das bedeutet lange, harte, kontinuierliche therapeutische Arbeit.

Ein weiterer möglicher Ansatz wäre, ein Umgang mit Triggern zu erlernen. Auch ein schwieriges Unterfangen, da die Trigger so vielfältig sein können.

Ich bin mittlerweile seit vielen Jahren auf der Suche nach einer geeigneten Therapie für mich. Aufgrund der Schwere der Symptome gestaltet sich diese äußerst schwierig. Ich hatte einige Anläufe, welche aber von Seiten der Therapeuten abgebrochen wurde, da die dissoziative Störung störend wirkte. Andere Einrichtungen und Therapeuten lehnten von vornherein ab.
Also bin ich gezwungen, mich mit der Krankheit zu arrangieren. Ich habe eigene Strategien entwickelt, habe durch intensive Selbstbeobachtung festgestellt, dass ich hauptsächlich auf audio-visuelle Schlüsselreize reagiere. Eine Zeit lang habe ich mögliche Trigger reduziert, in dem ich die Reizaufnahme künstlich hemmte. Ich trug immer eine dunkle Sonnenbrille und hatte Kopfhörer im Ohr, hörte für mich angenehme Musik. Doch das wirkte nicht zuverlässig und dauerhaft.
Ich setze mich also genauer damit auseinander, was mich triggert, was genau in mir Flashbacks auslöst und mich in die ungeliebte Vergangenheit zurück wirft. Ich führe eine innerliche Trigger-Liste, bereite mich darauf vor, konfrontiert zu werden, und trete in Gegenwehr. Mittlerweile ist mir fast immer bewusst, was mich triggert, sehe es auf mich zu kommen und ziehe meinen Schutzwall hoch, aus Skillketten, Achtsamkeitsübungen und positiver Wahrnehmung.

Eine weitere Strategie ist die innerliche Klärung der Schuldfrage. Ich mache mir klar, dass ich keine Schuld an den Situationen trage. Ich habe sie nicht hervorgerufen, ich bin nicht die Ursache, ich bin das Opfer. Ich rede mit meinem jeweiligen damaligen Ich, dem Kind, dem Jugendlichen, dem Erwachsenen, beruhige ihn und mich, gebe mir Mitgefühl und Mut. Dadurch schwäche ich die Kraft der Erinnerungen und ihre Auswirkungen.

Vor kurzem wurde ich in eine Warteliste für eine stationäre Intervall-Traumatherapie aufgenommen, welche im Herbst beginnen soll. Es besteht also doch noch die Möglichkeit, an die Ursprünge und Ursachen zu gehen... Ich habe Hoffnung, ich gebe nicht auf...

Doch nicht jeder ist an so einem Punkt, deshalb bin ich vorsichtig, wem ich was wie mitteile. Die Aktivitäten in den Online-Selbsthilfegruppen sind mir eine große Hilfe, aber auch hier ist Rücksicht und Vorsicht unerlässlich! Deshalb benutze ich in betreffenden Beiträgen eine "TRIGGERWARNUNG", und weise auf die Themen des Beitrages hin. Jeder kann dann selbst entscheiden, ob der Beitrag lesenswert ist oder doch ein Auslöser für ein Flashback sein kann.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Schuldgefühle... eine Aufarbeitung

"Fehler" - meine GuteGedankenDosis

Sorge... mein (Un)Ruhestifter