Meine Schuld... Antrieb und Bremse
Ich habe vor kurzem bereits einen Beitrag zum Thema Schuld & Scham veröffentlicht, möchte aber nochmal detaillierter auf das Thema Schuld eingehen, da es sich um DIE Emotion in meinem Leben, in meinem Alltag handelt, welche alle anderen Emotionen beeinflusst.
Die meisten meiner Entscheidungen, Handlungen und Nichthandlungen, Worte und Gedanken, stumm oder laut, entstehen aus einem direkten oder indirekten Schuldgefühl.
Ein direktes Schuldgefühl empfinde ich, wenn mein Handeln, mein Bedürfnis oder meine Worte einen Einfluss auf mein Umfeld hatten, haben oder haben könnten. Ich zweifel an mir, zweifle die Richtigkeit, Rechtmäßigkeit und Aufrichtigkeit meiner Empfindungen und daraus resultierenden Taten an, egal ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig. Mir fällt es deshalb schwer, zu mir und meinem Handeln zu stehen. Bedürfnisse und Wünsche bleiben oft ungesagt oder sind "schuld-gefiltert". Ich verleugne mich, orientiere mich an meinem Umfeld und bitte um ENTschuldigung, ohne Wirkung auf mich.
Indirekte Schuldgefühle sind hinterlistig, sie fressen im Inneren, sind zuerst nicht zu erkennen, haben aber großen Einfluss auf mich. Ein schräger Blick, ein schnippisches Wort, die Änderung der Tonlage, eine ablehnende Gestik oder Körperhaltung - ich beobachte alles und nehme alles wahr, sauge es auf. In einem Automatismus gefangen, passe ich mich dann umgehend an, werde jemand anderes und setze eine meiner vielen Masken auf - lächerlich, unterwürfig, devot...
Die Übergänge oder das Zusammenspiel sind fließend. Mal leiten mich direkte Schuldgefühle, welche dann indirekte auslösen, mal rufen indirekte direkte Schuldgefühle hervor. Vorhanden sind sie immer.
Zuhause wurde sehr früh viel von mir erwartet, ein viel zu hohes Maß an Verantwortung, ohne Anerkennung und Interesse an mir, mit wenig Zuneigung. Ausgesetzt den Stimmungsschwankungen von Bezugspersonen, lernte ich schnell Mimik, Gestik, Körperhaltung und Schwankungen im Ton wahrzunehmen und zu deuten. Die ersten Schuldgefühle, als Emotionskiller, waren geboren und begleiteten mich fortan.
Die "Wahl" (eigentlich hatte ich keine Wahl) meiner Freunde und Beziehungen fand nach Gesichtspunkten, wie Verantwortungsbewusstsein, Hilfsbedürftigkeit und Zweckmäßigkeit, statt... "Bin ich nützlich?", "Werde ich gebraucht?", "Habe ich einen Zweck?"... und nach Verfügbarkeit. Selbst der Missbrauch wurde, in meinen Augen, deshalb möglich. Schuld, ein schlechtes Gewissen, trieb mich, auch in die eine oder andere Sackgasse.
Ich habe vier, mittlerweile erwachsene Kinder aus erster Ehe. Ich liebte und liebe sie sehr! Oft zweifel ich, denke, ich hätte mehr für sie da sein müssen, denn es gab immer wieder Phasen, in denen ich anderweitig beschäftigt war: Arbeit, Musik, Alkohol, Drogen.
Alle haben psychische Probleme... und ich gebe mir die Schuld! Denn ich habe nicht funktioniert.
Klar, ich war und bin krank, traumatisiert, eingeschränkt und gezeichnet, was ich damals nicht wusste. Aber auch heute kann ich die Krankheit nicht als Grund, als eine Ursache sehen, es wäre eine Ausrede, die ich nicht akzeptieren kann. Übrig bleibt die Schuld...
Um an den ganzen Schuldgefühlen nicht zu ersticken, mich auch an Unterhaltungen und Diskussionen zu beteiligen, oder meine Meinung zu vertreten, habe ich in meiner Jugend eine Strategie entwickelt. Ich klammere Emotionen aus, stütze mich auf Fakten, auf Wissen. Das konnte und kann ich, Wissen war reichlich vorhanden und es fiel mir leicht, dieses anzueignen. So ging ich von da an sachlich an jede Situation. Ich tat es nicht bewusst, es war eher ein Schutzmechanismus, da Emotionen schmerzhaft waren.
Heute habe ich einen Weg gefunden, besser mit den Schuldgefühlen umzugehen, sie auszuhalten und realistisch zu sehen, ohne Emotionen gänzlich auszuklammern. Ich sehe meine "Missetaten" als Erfahrung, die ich an andere weitergeben kann, immer noch sehr sachlich, aber auch vermehrt emotional, Tendenz steigend. Ich habe mir eine radikale Akzeptanz zu eigen gemacht, dass ich Vergangenes nicht ändern kann. Ich verzichte auf Schuldzuweisungen, denn diese treffen fast ausschließlich auf Gegenwehr. Ich habe die "Schuldfrage" für mich geklärt.
Ich lege mein Augenmerk auf positive Momente und Erlebnisse, sauge sie achtsam und bewusst ein, tanke Kraft daraus, um die Vergangenheit als das zu nehmen, was sie ist - vergangen...
Heute habe ich einen Kommentar gelesen, welcher mich darin bestärkt hat: "... außer, man ändert etwas maßgeblich. Man sieht immer genauer hin, hört nicht auf, die Depression (oder andere Erkrankungen und Symptome; Anm.d.Red.) zu hinterfragen. Bis man etwas findet, bei dem ein Funken Freude aufkommt, der hinter einem unbewussten Tabu versteckt saß. Wenn man DAS tut, ändert sich etwas... dann geht es, wenn auch ruckelig, aufwärts...".
Meine Antwort darauf: "Ich habe ein Feuerwerk an Freude gefunden... und sehr vieles hat sich geändert, zum Positiven..." Danke Anke...
Die meisten meiner Entscheidungen, Handlungen und Nichthandlungen, Worte und Gedanken, stumm oder laut, entstehen aus einem direkten oder indirekten Schuldgefühl.
Ein direktes Schuldgefühl empfinde ich, wenn mein Handeln, mein Bedürfnis oder meine Worte einen Einfluss auf mein Umfeld hatten, haben oder haben könnten. Ich zweifel an mir, zweifle die Richtigkeit, Rechtmäßigkeit und Aufrichtigkeit meiner Empfindungen und daraus resultierenden Taten an, egal ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig. Mir fällt es deshalb schwer, zu mir und meinem Handeln zu stehen. Bedürfnisse und Wünsche bleiben oft ungesagt oder sind "schuld-gefiltert". Ich verleugne mich, orientiere mich an meinem Umfeld und bitte um ENTschuldigung, ohne Wirkung auf mich.
Indirekte Schuldgefühle sind hinterlistig, sie fressen im Inneren, sind zuerst nicht zu erkennen, haben aber großen Einfluss auf mich. Ein schräger Blick, ein schnippisches Wort, die Änderung der Tonlage, eine ablehnende Gestik oder Körperhaltung - ich beobachte alles und nehme alles wahr, sauge es auf. In einem Automatismus gefangen, passe ich mich dann umgehend an, werde jemand anderes und setze eine meiner vielen Masken auf - lächerlich, unterwürfig, devot...
Die Übergänge oder das Zusammenspiel sind fließend. Mal leiten mich direkte Schuldgefühle, welche dann indirekte auslösen, mal rufen indirekte direkte Schuldgefühle hervor. Vorhanden sind sie immer.
Zuhause wurde sehr früh viel von mir erwartet, ein viel zu hohes Maß an Verantwortung, ohne Anerkennung und Interesse an mir, mit wenig Zuneigung. Ausgesetzt den Stimmungsschwankungen von Bezugspersonen, lernte ich schnell Mimik, Gestik, Körperhaltung und Schwankungen im Ton wahrzunehmen und zu deuten. Die ersten Schuldgefühle, als Emotionskiller, waren geboren und begleiteten mich fortan.
Die "Wahl" (eigentlich hatte ich keine Wahl) meiner Freunde und Beziehungen fand nach Gesichtspunkten, wie Verantwortungsbewusstsein, Hilfsbedürftigkeit und Zweckmäßigkeit, statt... "Bin ich nützlich?", "Werde ich gebraucht?", "Habe ich einen Zweck?"... und nach Verfügbarkeit. Selbst der Missbrauch wurde, in meinen Augen, deshalb möglich. Schuld, ein schlechtes Gewissen, trieb mich, auch in die eine oder andere Sackgasse.
Ich habe vier, mittlerweile erwachsene Kinder aus erster Ehe. Ich liebte und liebe sie sehr! Oft zweifel ich, denke, ich hätte mehr für sie da sein müssen, denn es gab immer wieder Phasen, in denen ich anderweitig beschäftigt war: Arbeit, Musik, Alkohol, Drogen.
Alle haben psychische Probleme... und ich gebe mir die Schuld! Denn ich habe nicht funktioniert.
Klar, ich war und bin krank, traumatisiert, eingeschränkt und gezeichnet, was ich damals nicht wusste. Aber auch heute kann ich die Krankheit nicht als Grund, als eine Ursache sehen, es wäre eine Ausrede, die ich nicht akzeptieren kann. Übrig bleibt die Schuld...
Um an den ganzen Schuldgefühlen nicht zu ersticken, mich auch an Unterhaltungen und Diskussionen zu beteiligen, oder meine Meinung zu vertreten, habe ich in meiner Jugend eine Strategie entwickelt. Ich klammere Emotionen aus, stütze mich auf Fakten, auf Wissen. Das konnte und kann ich, Wissen war reichlich vorhanden und es fiel mir leicht, dieses anzueignen. So ging ich von da an sachlich an jede Situation. Ich tat es nicht bewusst, es war eher ein Schutzmechanismus, da Emotionen schmerzhaft waren.
Heute habe ich einen Weg gefunden, besser mit den Schuldgefühlen umzugehen, sie auszuhalten und realistisch zu sehen, ohne Emotionen gänzlich auszuklammern. Ich sehe meine "Missetaten" als Erfahrung, die ich an andere weitergeben kann, immer noch sehr sachlich, aber auch vermehrt emotional, Tendenz steigend. Ich habe mir eine radikale Akzeptanz zu eigen gemacht, dass ich Vergangenes nicht ändern kann. Ich verzichte auf Schuldzuweisungen, denn diese treffen fast ausschließlich auf Gegenwehr. Ich habe die "Schuldfrage" für mich geklärt.
Ich lege mein Augenmerk auf positive Momente und Erlebnisse, sauge sie achtsam und bewusst ein, tanke Kraft daraus, um die Vergangenheit als das zu nehmen, was sie ist - vergangen...
Heute habe ich einen Kommentar gelesen, welcher mich darin bestärkt hat: "... außer, man ändert etwas maßgeblich. Man sieht immer genauer hin, hört nicht auf, die Depression (oder andere Erkrankungen und Symptome; Anm.d.Red.) zu hinterfragen. Bis man etwas findet, bei dem ein Funken Freude aufkommt, der hinter einem unbewussten Tabu versteckt saß. Wenn man DAS tut, ändert sich etwas... dann geht es, wenn auch ruckelig, aufwärts...".
Meine Antwort darauf: "Ich habe ein Feuerwerk an Freude gefunden... und sehr vieles hat sich geändert, zum Positiven..." Danke Anke...
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