Meine Challenges für jeden Tag
Um täglich mit den Aus- und Nebenwirkungen der Erkrankungen klar zukommen, um dem entgegenzuwirken, hab ich mir ein paar Aufgaben gestellt - meine täglichen Challenges.
Da jeder Tag, jede Situation anders ist, auch mein Befinden und meine Bedürfnisse, gestaltet sich auch die Art und der Umfang meiner Challenges jeden Tag situationsabhängig anders.
Grundlegend geht es dabei aber immer um Humor, Gelassenheit, Achtsamkeit, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, positive Wahrnehmung und Situationen, Dinge und Gefühle nicht zu bewerten.
Eine wichtige Eigenschaft für mich ist mein Humor. Ich lache gern und viel, mache gern einen Scherz und habe oft einen "dummen Spruch" auf den Lippen, leider aber auch in unpassenden Momenten, denn ich überdecke Unangenehmes damit - ein kleiner Drahtseilakt.
Grundsätzlich hilft Humor mir aber, gelassener zu sein, Situationen, die mich sonst niederdrücken, nicht zu ernst zu nehmen. Ich lache oft über die eigenen Missgeschicke, über das Kauderwelsch, welches meinen Mund verlässt, weil ich wieder schneller denke, als ich reden kann. Auch die "Ecken und Kanten" meines Umfeldes nehme ich mit Humor.
Gelassenheit ist eine Eigenschaft, die ich mir hart antrainieren musste, denn sie zählte früher nicht unbedingt zu meinen Stärken. Ich war zwar kein Choleriker, aber es gab Situationen, die mich schnell aus der Haut fahren ließen - beim Autofahren, wenn mir ein Bus oder eine Bahn vor der Nase weg fuhr, wenn jemand, trotz "Belehrung", immer den selben Fehler machte, wenn jemand unumstößliche Fakten außer acht ließ.
Irgendwann traf mich aber die Erkenntnis, dass ich durch mein Verhalten nichts an der vergangenen Situation ändern kann. Der Einzige, dem ich das Leben dadurch schwerer machte, war ich. Also traf ich die bewusste Entscheidung, Passiertes, Vergangenes eben als das zu betrachten. "Es ist wie es ist. Ich kann nichts daran ändern!" wurde mein fortwährendes Mantra, bis es zu einem Teil von mir wurde.
Heute bringt mich wenig aus der Ruhe, außer das Ding mit den Fakten. Da komm ich einfach nicht drüber... aber ich hab ja mein Mantra...
Eine relativ neue Challenge für mich ist die Achtsamkeit, jeden Tag mindestens einen bewussten achtsamen Moment zu schaffen.
Oft setze ich mich dann gerade hin, beide Füße barfuß auf dem Boden. Entweder schließe ich die Augen, atme ruhig und bewusst, lausche den Geräuschen des Alltags und beschreibe sie, oder ich schaue aus dem Fenster, nehme die Umgebung in mich auf und beschreibe sie mir, Farben, Formen, Pflanzen, Tiere, Menschen, Himmel. Ich schließe mit einem Körperscan ab, vom Fuß bis zum Kopf, nehme Reize und Empfindungen war, ohne qualitative Bewertung.
Aber auch Alltagssituationen nutze ich für achtsame Momente - Händewaschen, Zähneputzen, Aufräumen, Trinken und Essen, Spazierengehen, Autofahren etc. - ich beobachte mich praktisch selbst.
Dadurch hat sich meine Wahrnehmung positiv verändert, obwohl ich es erst seit kurzen praktiziere. Ich bin mehr bei mir, lebe und erlebe bewusster. Ich bemerke Warnsignale in mir und kann rechtzeitig handeln, mir fallen ungeliebte Gewohnheiten und Eigenarten auf. Ich fühle mich einfach besser!
Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gehörten immer schon zu mir. Menschen grüßen, ob ich sie kenne oder nicht, Bitte und Danke sagen, Platz frei machen, Türen aufhalten, Kinderwagen tragen, etc. ist völlig normal für mich.
Aber meine Challenge ist eine Steigerung des Normalen. So nehme ich mir bewusst vor, mein Gegenüber anzulächeln, einen freundlichen Umgangston zu verwenden, einer bestimmten Person ein paar nette Worte zu sagen oder dieser auch explizit meine Hilfe anzubieten. Ich trete aktiv in Kommunikation, verbal als auch nonverbal, lächelnd, bewusst und achtsam, und beobachte die Reaktion meines Gegenübers.
Da diese Reaktion meistens ebenfalls freundlich ist, verdoppelt sich der Effekt für mich, denn freundlich zu sein setzt "Glückshormone" frei, ebenso wie freundlich behandelt zu werden.
>> Ich sprieße also förmlich vor Glück :P <<
Na, auf jeden Fall geht es mir besser damit...
Eine weitere tägliche Challenge ist die positive Wahrnehmung.
Wenn Gefühle mich stark beeinflussen, mich bremsen und niederdrücken, erinnere ich mich an Situationen, in denen ich mich wohl gefühlt hab, gelacht hab, Liebe gespürt hab, positiv aufgeregt war, ich ein schönes Erlebnis hatte. Ich geh mit mir auf eine kurze Fantasiereise, schließe die Augen und atme ruhig und achtsam. Manchmal erwische ich mich danach sogar beim Lächeln :)
Zusätzlich, als präventive Maßnahme, schreibe ich jeden Morgen (na ja... fast) drei positive Erfahrungen des Vortags auf. Das ist nichts Großes oder Spektakuläres. Einfach das Lächeln eines lieben Menschen, ein Anruf, ein Erfolg, ein schöner Moment, eine Minute der Ruhe und Gelassenheit oder Momente der Gemeinsamkeit. Durch das Aufschreiben erinnere ich mich eher daran und kann für die Zukunft daraus Kraft schöpfen - ein positiver "Schöner-Moment-Speicher", welcher irgendwann die erdrückenden Gefühle und Gedanken mehr und mehr verdrängt.
Positives führt zu mehr Positivem. Meine Wahrnehmung verändert sich und ich kann mich besser meinen Problemen stellen, da augenscheinlich Negatives seine Bedeutung verliert.
Schließlich folgt noch die Bewertung von Situationen, Dingen und Gefühlen. So mache ich es mir zur Gewohnheit, positiv nicht mit gut und negativ nicht mit schlecht zu assoziieren.
Dafür habe ich ein neues Mantra: "Es ist nicht gut, es ist nicht schlecht... es IST!"
Ich betrachte Situationen als wären sie ein Magnet, welches ohne eines seiner Pole, positiv und negativ, kein Magnet wäre. Alles hat seine Berechtigung und Wichtigkeit!
Ebenso sind alle Gefühle wichtig! Wer nicht anständig trauert, wird krank, wer nicht liebt, ebenso - oft ist es sogar die gleiche Krankheit.
Situationen und Dinge als das betrachten, was sie sind, nicht was sie machen könnten - das ist meine Challenge. Denn auch ein Fehlschlag, ein Missgeschick, sogar ein Unglück kann mich etwas lehren, für mein zukünftiges Leben. Es als schlecht zu bewerten und zu empfinden, bringt mich jedenfalls nicht in die Richtung, in die ich gehen möchte - die Vergangenheit hat es bewiesen...
Gerne lade ich euch ein, dies als Anregung für euren Alltag zu nehmen. Eine Unterstützung dafür können auch meine "Gedichte zur Motivation" bieten.
Wie auch immer... Jeder Mensch und jede Situation ist anders, und jeder geht anders damit um. Aber ich hoffe, euch einen Einblick und ein wenig Hilfe, Unterstützung und Verständnis mit meinen Gedanken geben zu können...
McG
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