Vertrauen… (m)eine Gratwanderung
Vertrauen ist das Gefühl für oder der Glaube an jemanden oder etwas. Es bezeichnet die subjektive Überzeugung von der Richtigkeit oder Wahrheit von Handlungen, Erkenntnissen und Aussagen, oder der Korrektheit von Personen. Vertrauen kann sich auf eine Person oder das eigene Ich beziehen (Selbstvertrauen). Urvertrauen entwickelt sich in der frühen Kindheit, durch die verlässliche, liebende und sorgende Zuwendung von Bezugspersonen. Zum Vertrauen gehört auch die Überzeugung von der Möglichkeit und der Fähigkeit zu Handlungen, nennt sich dann aber eher Zutrauen. Als Gegenteil von Vertrauen gilt Misstrauen.
Eigentlich bin ich ein vertrauensvoller Mensch, bin vielleicht eher etwas naiv und mir fällt es leicht Bekanntschaften, "Freundschaften" zu schließen. Ich bin offen, umgänglich, freundlich, kommunikativ, zuvorkommend, hilfsbereit, verständnisvoll, humorvoll... wie gesagt, "ICH bin…".
Ich bin davon ausgegangen, dass ich erstmal jedem vertraue, an dessen Interesse, Aufrichtigkeit oder Verschwiegenheit glaube, erstmal glaube, was mir jemand sagt. Jetzt aber merke ich, und es fällt mir wie Schuppen von den Haaren, es ist nur mein Wunsch nach Richtigkeit, Wahrheit und Korrektheit, der mich scheinbar vertrauen, glauben und der mich machen lässt... und es haut mich um…
Ich bin tatsächlich voller Zweifel und Misstrauen. Ich überprüfe ganz viel, weil ich eben nicht vertraue. Ich achte auf Mimik, Gestik, Tonlage, auf Widersprüche... und ich bin gut darin... Sie nähren meine Zweifel. Dieses Verhalten ist purer Automatismus. Es ist tatsächlich anstrengend und aufreibend.
Ich halte wohl deshalb Menschen auf Abstand. Kontakte sind nur oberflächlich, ich lasse mich nicht wirklich auf sie ein. Eigentlich habe ich keine Freunde mehr. Aber ich wurde auch sehr viel enttäuscht.
Ich habe mir die letzten Jahre selbst was vorgemacht, denke grad, dass ich anderen etwas vorgespielt habe, denn ich habe meine Zweifel, mein Misstrauen nur sehr selten geäußert, habe es auf sich beruhen lassen, sie ignoriert.
Das ist 'ne harte Erkenntnis! Bin ich es, der, aufgrund dessen, nicht vertrauenswürdig ist?
Ich habe mich intensiv damit auseinander gesetzt und bin zu folgendem Schluss gekommen: Ich kenne Vertrauen, ich kann vertrauen, trotz Zweifel! Und ich bin vertrauenswürdig!
Ich habe einen Seelenpartner gefunden, meine Liebste, meine Ehefrau. Die Seelenpartnerschaft ist so intensiv, dass wir oft gleichzeitig das Gleiche denken, sagen und manchmal sogar fühlen. Wir ergänzen uns. Ihr vertraue ich zu 100%! Ich vertraue mich ihr an und vertraue ihren Äußerungen, ihrem Verhalten und Handeln. Ich kann mich fallen lassen. Ich kann mich auf sie verlassen, und sie sich auf mich. Da ist beiderseitige aufrichtige, ehrliche, spürbare Liebe, Ehrfurcht, Dankbarkeit, Interesse. Eine hervorragende Grundlage für Vertrauen!
Zuneigung, Interesse und Dankbarkeit empfinde ich nicht nur meiner Liebsten gegenüber. Es gibt einige wenige Menschen, denen ich mich anvertrauen kann, zum Beispiel meiner Schwester, stellenweise meinen Kindern. Auch hier besteht ein Vertrauen, die Überzeugung von Richtigkeit, Wahrheit und Korrektheit auf Grundlage von Zuneigung.
Zweifel zu haben, ein gesundes Misstrauen ist nichts Falsches. Es zeigt lediglich ein zurückhaltendes, vielleicht kritisches Verhalten, aber auch die Bereitschaft, Dinge zu hinterfragen, sich einen eigenen Standpunkt, eine eigene Meinung zu bilden. Es erfordert sogar Mut. Meine Zweifel kundzutun, hängt davon ab, wie wichtig es mir ist. Für mich ist dies jetzt ein erstrebenswerter Zustand!
Vertrauen und Misstrauen hängt auch eng mit Zutrauen, mit den Erwartungen zusammen. Traue ich „Gutes“ zu, vertraue ich, traue ich „Schlechtes“ zu, misstraue ich. Wichtig ist hier wohl das intuitive Bauchgefühl, denn es zeigt uns meist zuverlässig das Zutrauen.
Die wohl wichtigste Form von Vertrauen ist das Selbstvertrauen. Was traue ich mir zu? Vertraue ich meiner Wahrnehmung, meinem Können, meinem Wissen, meinem Gefühl, meiner Intuition? Oder gebe ich Zweifeln an mir, Selbstzweifeln Raum?
Im Vergleich zum Vertrauen, welches ein Geschenk, ein Vorschuss von mir ist, musste ich mir Selbstvertrauen hart erarbeiten. Mir fehlte das Urvertrauen, ich hatte keine verlässliche, liebende, sorgende Zuwendung von Bezugspersonen in meiner Kindheit. Ich habe mir nicht viel zugetraut, weil mir nichts zugetraut wurde.
Doch nicht das Ergebnis dieser harten Arbeit, sondern die Arbeit selbst steigert mein Selbstvertrauen. Ein Selbstläufer! Ich nehme wahr, ich erkenne, ich handel, ich ändere – Erkenntnisse, die mein Selbstvertrauen aufbauen, mir ein Gefühl für mich geben. Es ist richtig, es ist wahr, es ist korrekt. Ich glaube an mich, ich vertraue MIR...
Folgenden Beitrag einer herzensguten Freundin, einer Vertrauten, möchte ich abschließend hinzufügen, da er die Kraft und Macht von Vertrauen deutlich macht, weil Vertrauen keine Erfolge erwartet, sondern auch mit vermeintlichen Misserfolgen existieren, sogar wachsen kann.
"Vertrauen ist ja nicht die Vorstellung, dass alles glatt läuft, ohne Angst und Schmerz oder so. Nein. Vertrauen ist die innere Gewissheit, dass man auch aus Angst und Schmerz wieder hinaus lenken kann, wenn sie sich nicht vermeiden ließen. Und dass es Mächte gibt, die einem dabei helfen."
Kommentare
Kommentar veröffentlichen