Symbiose vs. Autonomie... eine alte Angst
Der Begriff Autonomie bezeichnet den Zustand der Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, Selbstverwaltung und/oder Entscheidungs- bzw. Handlungsfreiheit.
Der Begriff Symbiose stammt ursprünglich aus der Biologie und beschreibt evolutionär entstandene Formen des funktionalen Zusammenlebens zu wechselseitigem Nutzen.
In der Psychologie unterscheidet mensch zwischen einer konstruktiven und einer destruktiven Symbiose innerhalb einer Beziehung. Das bedeutet nicht, dass Beziehungen zwangsweise symbiotisch sein müssen.
Eine konstruktiv symbiotische Beziehung ist dadurch gekennzeichnet, dass die Beteiligten authentisch miteinander und ergänzend agieren, ohne einschränkend oder einengend zu wirken, Gefühle können frei gelebt und vermittelt werden, Kritik offen geäußert, ohne zerstörerisch zu wirken, sondern entwicklungsfördernd.
Eine destruktive symbiotische Beziehung ist durch eine krankhafte Abhängigkeit, Angst, Überangepasstheit, Selbstverleugnung, Unselbständigkeit und Machtmissbrauch gekennzeichnet.
Mein bisheriges Leben war durchtränkt von destruktiven symbiotischen Beziehungen und mangelnder Autonomie, voller Abhängigkeit, Angst, Überangepasstheit, Selbstverleugnung und Unselbständigkeit, beginnend mit meiner Mutter.
Eine symbiotische Beziehung zur Mutter erfährt jeder Mensch schon im Mutterleib. Als Symbiont war ich abhängig von Nahrung, körperlicher und emotionaler Verfassung des Wirts, meiner Mutter. Alles, was in dieser Zeit meiner Mutter passierte, passierte auch mir, ihre Gefühle erlebte ich als meine Gefühle, von der körperlichen Verfassung meiner Mutter hing auch meine ab. Stress und psychische Spannungen hatten bereits vor der Geburt massive Auswirkungen auf mich, aber auch nach der Geburt, denn, körperlich getrennt, bestand trotzdem weiterhin eine gewisse erzwungene Symbiose, von der ich mich später nur sehr langsam und schwer, im Laufe der Jahre, gelöst habe.
Meine symbiotischen Bedürfnisse wurden auf Dauer nicht befriedigt, wodurch ich als Kleinkind in Todesangst geriet. Es begann ein Teufelskreis im Verhältnis zwischen meiner Mutter und mir, als symbiotisch unterversorgtem Kind, der Spaltungen nach sich zog und Überlebensstrategien auf den Plan rief.
Ich wurde von ihr nicht genommen, wie ich war. Eigenes konnte und "durfte" ich nicht fühlen, da das, in meinem kindlichen Blick, einen Konflikt mit meiner Mutter bedeutete. Also unterdrückte ich meine Gefühle, um die Gefühle meiner Mutter nicht zu verletzen oder sie zu belasten, denn ihre waren wichtiger als meine. Der innerliche Schmerz, die Angst vor den Folgen, vor der massiven Ablehnung, wenn ich doch mal meine Gefühle zeigte, war unerträglich, weshalb ich Bewältigungsstrategien entwickelte - die totale Anpassung und dissoziative Flucht.
Ich war als Kind zwar auf mich gestellt, musste mich um viele Dinge selbst kümmern, viel Verantwortung übernehmen, aber autonom konnte ich nicht wirklich handeln. Ich musste es nach ihren Vorstellungen tun, oft ohne Hilfe und Anleitung. Habe ich es nicht "richtig" gemacht, ließ sie es mich merken - sie strafte mich mit Ignoranz.
Meine ersten autonomen Ausflüge, ein Hauch von Selbstbestimmtheit, führten zu Auseinandersetzungen und massiven Einschränkungen im Umgang mit meiner Mutter, bis sie irgendwann, mit meinen kleinen Geschwistern, zu ihrem Freund zog und mich in der gemeinsamen Wohnung zurückließ. In meinen Augen war das eine Folge meiner Autonomie, ich stand ihrer Beziehung im Weg, war zu schwierig und zu viel.
Auch meine erste Ehe, aus der meine vier Kinder stammen, war so etwas wie eine destruktive symbiotische Beziehung. Eine gewisse gegenseitige Abhängigkeit war die Motivation dieser Beziehung, welche jeweils, aus unterschiedlichen Gründen, zur Überangepasstheit und Verleugnung der eigenen Bedürfnisse führte. Auch hier führten, nach mehr als zehn Jahren Ehe, autonome Handlungen zur Beendigung der Beziehung. Ich gab mir allein die Schuld, besonders gegenüber meinen Kindern, brach emotional zusammen und fiel in ein tiefes Loch.
Aber es sollte noch schlimmer kommen.
Ich führte zwei weitere destruktive symbiotische Beziehungen, in denen Manipulationen, totale Kontrolle, Machtmissbrauch und sogar Gewalt gegen mich zum Alltag gehörten, was meinerseits zu einer massiven Überangepasstheit, Selbstverleugnung und Unselbständigkeit führte.
Ich ertrug es nicht mehr, suchte mir Hilfe, wehrte mich gegen die Behandlung und entwickelte auch hier eine gewisse Autonomie, indem ich endlich Entscheidungen für mich traf. Statt die Situationen zu verbessern, führte sie zur Lösung der Beziehungen.
Auch in den verwandschaftlichen Beziehungen (Kinder, Geschwister, Onkel/Tanten etc.) führten meine autonomen Entscheidungen und Handlungen zum zeitweisen Abbruch dieser.
Ich entwickelte unbewusst eine gewisse Abneigung zur eigenen Autonomie, da sie, nach meinen eigenen Erfahrungen, zum Verlust von meinen Beziehungen zu mir wichtigen Menschen führte. Autonomie war für mich mit Verlust gleichzusetzen, woraus eine massive Verlassen-werden-Angst entstand.
Auch heute führe ich, wie gewohnt und üblich, eine symbiotische Beziehung. Doch diesmal ist sie weitestgehend konstruktiv. Wir ergänzen uns, schränken uns nicht ein, leben und äußern unsere Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle frei. Gemeinsamkeiten erleben wir gemeinsam, aber jeder geht auch ungehindert seinen eigenen Interessen nach.
Doch eines ist geblieben: die Angst vor dem Verlassenwerden aufgrund autonomer Handlungen. Diese Angst treibt mich, hat neue Emotionen geweckt, welche ich vorher in diesem Maße nicht kannte: zum Beispiel eine Form von Eifersucht.
Durch meine letzte Therapie habe ich es geschafft, die dissoziativen Zustände massiv zu verringern. Ich bin wieder dazu in der Lage, Wege alleine zu bewältigen, ohne Begleitung. Ich kann alleine in der Wohnung sein, ohne dissoziative "Spaziergänge" befürchten zu müssen. Meine Liebste kann also ebenfalls bedenkenlos ihre eigenen Wege gehen, was gut und wünschenswert ist.
Das führt automatisch zu einer gesteigerten Autonomie, beiderseits, welche wiederum meine Angst steigert, dass diese Veränderungen zum Verlust der Beziehung führt.
Glücklicherweise führen wir eine sehr kommunikative Beziehung, in der auch diese Angst zur Sprache kommt. Meine Liebste belehrt mich immer wieder eines Besseren, wodurch diese Angst zeitweise sinkt. Aber ich habe noch einen Weg vor mir, diese Angst dauerhaft zu beseitigen.
Gestern hatte ich ein Erstgespräch in einem psychotherapeutischen Institut, in welchem ich eine psychoanalytische Therapie absolvieren werde, um unter anderem die Ursachen für solche Ängste zu bearbeiten.
ICH BIN... bereit!
Eine symbiotische Beziehung zur Mutter erfährt jeder Mensch schon im Mutterleib. Als Symbiont war ich abhängig von Nahrung, körperlicher und emotionaler Verfassung des Wirts, meiner Mutter. Alles, was in dieser Zeit meiner Mutter passierte, passierte auch mir, ihre Gefühle erlebte ich als meine Gefühle, von der körperlichen Verfassung meiner Mutter hing auch meine ab. Stress und psychische Spannungen hatten bereits vor der Geburt massive Auswirkungen auf mich, aber auch nach der Geburt, denn, körperlich getrennt, bestand trotzdem weiterhin eine gewisse erzwungene Symbiose, von der ich mich später nur sehr langsam und schwer, im Laufe der Jahre, gelöst habe.
Meine symbiotischen Bedürfnisse wurden auf Dauer nicht befriedigt, wodurch ich als Kleinkind in Todesangst geriet. Es begann ein Teufelskreis im Verhältnis zwischen meiner Mutter und mir, als symbiotisch unterversorgtem Kind, der Spaltungen nach sich zog und Überlebensstrategien auf den Plan rief.
Ich wurde von ihr nicht genommen, wie ich war. Eigenes konnte und "durfte" ich nicht fühlen, da das, in meinem kindlichen Blick, einen Konflikt mit meiner Mutter bedeutete. Also unterdrückte ich meine Gefühle, um die Gefühle meiner Mutter nicht zu verletzen oder sie zu belasten, denn ihre waren wichtiger als meine. Der innerliche Schmerz, die Angst vor den Folgen, vor der massiven Ablehnung, wenn ich doch mal meine Gefühle zeigte, war unerträglich, weshalb ich Bewältigungsstrategien entwickelte - die totale Anpassung und dissoziative Flucht.
Ich war als Kind zwar auf mich gestellt, musste mich um viele Dinge selbst kümmern, viel Verantwortung übernehmen, aber autonom konnte ich nicht wirklich handeln. Ich musste es nach ihren Vorstellungen tun, oft ohne Hilfe und Anleitung. Habe ich es nicht "richtig" gemacht, ließ sie es mich merken - sie strafte mich mit Ignoranz.
Meine ersten autonomen Ausflüge, ein Hauch von Selbstbestimmtheit, führten zu Auseinandersetzungen und massiven Einschränkungen im Umgang mit meiner Mutter, bis sie irgendwann, mit meinen kleinen Geschwistern, zu ihrem Freund zog und mich in der gemeinsamen Wohnung zurückließ. In meinen Augen war das eine Folge meiner Autonomie, ich stand ihrer Beziehung im Weg, war zu schwierig und zu viel.
Auch meine erste Ehe, aus der meine vier Kinder stammen, war so etwas wie eine destruktive symbiotische Beziehung. Eine gewisse gegenseitige Abhängigkeit war die Motivation dieser Beziehung, welche jeweils, aus unterschiedlichen Gründen, zur Überangepasstheit und Verleugnung der eigenen Bedürfnisse führte. Auch hier führten, nach mehr als zehn Jahren Ehe, autonome Handlungen zur Beendigung der Beziehung. Ich gab mir allein die Schuld, besonders gegenüber meinen Kindern, brach emotional zusammen und fiel in ein tiefes Loch.
Aber es sollte noch schlimmer kommen.
Ich führte zwei weitere destruktive symbiotische Beziehungen, in denen Manipulationen, totale Kontrolle, Machtmissbrauch und sogar Gewalt gegen mich zum Alltag gehörten, was meinerseits zu einer massiven Überangepasstheit, Selbstverleugnung und Unselbständigkeit führte.
Ich ertrug es nicht mehr, suchte mir Hilfe, wehrte mich gegen die Behandlung und entwickelte auch hier eine gewisse Autonomie, indem ich endlich Entscheidungen für mich traf. Statt die Situationen zu verbessern, führte sie zur Lösung der Beziehungen.
Auch in den verwandschaftlichen Beziehungen (Kinder, Geschwister, Onkel/Tanten etc.) führten meine autonomen Entscheidungen und Handlungen zum zeitweisen Abbruch dieser.
Ich entwickelte unbewusst eine gewisse Abneigung zur eigenen Autonomie, da sie, nach meinen eigenen Erfahrungen, zum Verlust von meinen Beziehungen zu mir wichtigen Menschen führte. Autonomie war für mich mit Verlust gleichzusetzen, woraus eine massive Verlassen-werden-Angst entstand.
Auch heute führe ich, wie gewohnt und üblich, eine symbiotische Beziehung. Doch diesmal ist sie weitestgehend konstruktiv. Wir ergänzen uns, schränken uns nicht ein, leben und äußern unsere Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle frei. Gemeinsamkeiten erleben wir gemeinsam, aber jeder geht auch ungehindert seinen eigenen Interessen nach.
Doch eines ist geblieben: die Angst vor dem Verlassenwerden aufgrund autonomer Handlungen. Diese Angst treibt mich, hat neue Emotionen geweckt, welche ich vorher in diesem Maße nicht kannte: zum Beispiel eine Form von Eifersucht.
Durch meine letzte Therapie habe ich es geschafft, die dissoziativen Zustände massiv zu verringern. Ich bin wieder dazu in der Lage, Wege alleine zu bewältigen, ohne Begleitung. Ich kann alleine in der Wohnung sein, ohne dissoziative "Spaziergänge" befürchten zu müssen. Meine Liebste kann also ebenfalls bedenkenlos ihre eigenen Wege gehen, was gut und wünschenswert ist.
Das führt automatisch zu einer gesteigerten Autonomie, beiderseits, welche wiederum meine Angst steigert, dass diese Veränderungen zum Verlust der Beziehung führt.
Glücklicherweise führen wir eine sehr kommunikative Beziehung, in der auch diese Angst zur Sprache kommt. Meine Liebste belehrt mich immer wieder eines Besseren, wodurch diese Angst zeitweise sinkt. Aber ich habe noch einen Weg vor mir, diese Angst dauerhaft zu beseitigen.
Gestern hatte ich ein Erstgespräch in einem psychotherapeutischen Institut, in welchem ich eine psychoanalytische Therapie absolvieren werde, um unter anderem die Ursachen für solche Ängste zu bearbeiten.
ICH BIN... bereit!
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